Hier nochmal zum nachlesen !
Der neue Vizeweltmeister
Riedenburg (DK)
Riedenburg (DK) Es war die Angst vor Verletzungen, vor Krämpfen oder vor
einer Panne mit dem Rad. Die Anspannung, ob alles glattgeht, ob er es psychisch
packt, dieAlbert Egerer vor dem Start noch einmal richtig nervös werden ließ.
„Das war wie vor einer schwierigen Prüfung in der Schule“, erzählt er, „ich
habe 800 Mal meine Ausrüstung überprüft, ob meine Turnschuhe im Beutel sind,ob
ich wirklich
alles dabei habe.“
alles dabei habe.“
Am Ende hat alles gepasst. Das Rad, der Körper, die
Psyche und die Ausrüstung. Bei der elften Challenge im Landkreis Roth, dem
größten Langdistanztriathlon der Welt mit mehr als 5000 Teilnehmern, davon rund
50 Profis, erreichte Albert Egerer den 60. Platz. Die 3,8 Kilometer Schwimmen,
180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen schaffte der Riedenburger
in 9:15:31 Stunden. Es war eine neue persönliche Bestzeit für den 42-Jährigen.
In seiner Altersklasse lag er sogar auf Platz zehn. In der eigenen Wertung für
Feuerwehrleute kam Egerer auf den zweiten Platz. Jetzt ist er offiziell
Vizeweltmeister der „Firefighter“.
Ein Jahr lang hatte Egerer jede Woche rund 16 Stunden
trainiert. Lief 50 bis 70 Kilometer, strampelte 200 bis 400 Kilometer auf dem
Rad und schwamm drei Stunden pro Woche. Er fühlte sich top vorbereitet – bis
eine Woche vor dem Start. „Da kommen Sachen, das ist unglaublich. Das Knie
sticht, die Oberschenkel schmerzen. Zu allem Überfluss bekam ich noch einen
richtigen Schnupfen“, erzählt Egerer.
Doch am Renntag sind alle Wehwehchen wie weggeblasen.
Am Donnerstag vor dem Triathlon-Wochenende schnuppert der Riedenburger erstmals
Wettkampfluft vor Ort. „Da war das Flair schon zu spüren“, erzählt er. Am
Freitag schwimmt er schon mal die Strecke auf dem Kanal, am Samstag checkt er
sein Rad ein. Die Nacht vor dem großen Tag ist kurz – um 4.45 Uhr macht sich
der Sportler auf den Weg nach Hilpoltstein, um 6.40 Uhr geht’s los. „Gleich
nach dem Start im Wasser gab es ein Hauen und Stechen, weil natürlich jeder
nach vorne will“, erzählt Egerer. Doch er tritt schnell die Flucht nach vorne
an. 58:1 Minuten steht später auf dem Zeitmessgerät.
Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt nicht. Ganze 2:23
Minuten benötigt Egerer für den Wechsel vom Wasser auf das Rad. „Man nennt das
auch die vierte Disziplin im Triathlon“, erklärt Egerer. Nur wer schnell von
einer Disziplin zur anderen wechselt, ist am Ende noch vorn dabei. Egerer fühlt
sich blendend, er spürt weder Schmerzen noch Krämpfe, nur der starke Gegenwind
macht ihm zu schaffen. „Ich hätte schon noch ein bisschen schneller fahren
können, aber ein paar Körner muss man sich einfach sparen, die man dann beim
Laufen einsetzt“, erklärt der 42-Jährige. In 4:54 Stunden schafft er die 180
Kilometer, in 3:19 Stunden später die Marathondisziplin.
„Es gab Momente, da tat mir alles weh, da war ich kurz
vorm Aufgeben. Aber wenn dann die Fans zurufen, dann macht’s im Kopf einen
Schnackler und dann geht’s wieder weiter“, sagt Egerer. Der Triathlon in Roth
ist bekannt für seine starken Fans. 200 000 Zuschauer feuerten die Athleten an,
allein 40 000 davon standen am Solarer Berg in Hilpoltstein. „Das ist wie im
Olympiastadion. Die Leute pushen dich, das ist ein unglaubliches Gefühl“,
erzählt der Riedenburger. Auch Egerer hat seine ganze Familie mitgebracht. Zur
Belohnung gab es nach dem Rennen erst einmal „a gscheits Bier“, und seine Frau
Viola schenkte ihm eine Kette – und das Versprechen, ihn bei der übernächsten
Challenge wieder zu unterstützen. Der Triathlon in Roth war Egerers dritte
Langdistanz. 2014 will der Riedenburger wieder in Roth starten. Der Aufwand, um
jedes Jahr an den Start zu gehen, wäre zu erheblich.
So gut wie heuer war Egerer noch nie. „Das macht auch
die Erfahrung“, sagt der Athlet, der erst 2007 mit dem Lauftraining begann.
Doch Bestzeit hin oder her – ein großes Ziel hat der Riedenburger noch vor
Augen: Den Ironman in Hawaii, den möchte er noch schaffen. „Irgendwann, des
pressiert aber nicht.“
Von Julia Pickl